this post was submitted on 14 Jun 2024
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Sorry muss hier gerade etwas venten. Bin in Berlin Mitte aus der Stadt rausgefahren, Sbahn Richtung Brandenburg und dann haben sich vier Nazi-Teenager neben uns gesetzt.

Im Endeffekt ist „nichts“ passiert und die wussten auch nicht dass ich sie verstehe da ich mit meiner Freundin englisch gesprochen habe, aber ich bin irgendwie gerade sau wütend und frage mich ob man in solchen Situationen überhaupt irgendwas machen kann.

Die haben dann halt über „Schwuchteln“ und „Moluken“ gesprochen und damit angegeben wie sie Ausländer verprügelt haben. Einer hat seinem Freund von seinem Outing als Rechter erzählt und dass er in der AFD aktiv ist und dass dies sein Lebensweg sei bis er sterbe. Komplett Nazideutschland.

Ich meine ich bin gut gebaut und habe lange Kampfsport gemacht und habe keine Angst vor ein paar Halbstarken, aber ich frage mich ob es überhaupt etwas bringt, im Zweifel das Risiko einzugehen falls ich denen etwas sage. Vor allem, was soll ich sagen? Ist es das wert, meine Freundin deshalb in Gefahr zu bringen?

Solche Fragen stellt man sich dann. Aber andererseits dachte ich mir auch, wenn selbst Politik, Polizei und Justiz nicht auf meiner Seite sind, was kann ich dann überhaupt tun außer weiterhin lange Haare tragen (was Nazis anscheinend nicht mögen?) und mich komisch anziehen und englisch zu sprechen, was ja alles Nazis das Heimatgefühl raubt.

Bin dann jedenfalls am Rand vom S-Bahn Ring ausgestiegen und die Typen dann wahrscheinlich weiter bis nach Brandenburg in ihr Nazidorf. Was gesagt oder komisch geguckt hat auch sonst niemand. Ich sehe sowas nicht häufig aber wenn’s gerade nach dieser Wahl und während der EM passiert dann fällt es einem irgendwie besonders auf und man fragt sich wie man damit umgehen soll.

Naja danke jedenfalls fürs lesen, ich wollte das nur mal teilen.

top 31 comments
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[–] [email protected] 34 points 5 months ago (2 children)

Als Person die fast immer Maske in Zügen trägt und deswegen ab und zu Kommentare oder direkte Anfeidungen erlebt: Es kann sich sehr befreiend anfühlen was zurück zu sagen.

Es ist aber auch etwas, was ich nur mache wenn ich alleine unterwegs bin um keine anderen Menschen mit reinzuziehen. Bisher ist mir nichts schlimmes passiert, was womöglich Glück ist und bestimmt sehr viel mit meinen Privilegien zu tun hat.

[–] [email protected] 22 points 5 months ago (1 children)

Ja ich weiß was du meinst, Tarek hat das im neuen KIZ Track ganz gut ausgedrückt:

Man kann nicht immer schweigen, kann sich nicht mit jedem prügeln.

So geht’s mir halt auch. Insbesondere wenn ich auf dem Heimweg bin überlege ich mir dann 2-3 mal ob ich’s jetzt drauf anlegen soll. Man könnte sich ja wieder sehen und manche Leute haben halt zu viel Zeit und wenig zu verlieren.

Aber ich beziehe mich jetzt gerade auch auf die aggressiver aussehenden, potentiell gewalttätigen Menschen, die sich offen als Nazis zeigen. Das sind halt mMn die Leute, die auch die größte Gefahr darstellen und die man eigentlich bekämpfen müsste.

[–] [email protected] 15 points 5 months ago* (last edited 5 months ago) (1 children)

Die größte Gefahr sind jene, die dieses Pack ideologisch heranzüchten, AfD und Konsorten.

[–] [email protected] 3 points 5 months ago

Ja auf jeden Fall, aber diese Art braunhemden wie bei mir in der Bahn erzeugen ja eine Atmosphäre der Angst auf der Straße, das möchte ich bloß nicht wieder normalisieren.

[–] [email protected] 14 points 5 months ago* (last edited 5 months ago)

Falls jemand gerne häufiger was sagen will, aber meist nicht weiß was/wie:

es gibt tolle Bücher (teilweise auch kostenlos)oder auch online Materialien mit Gesprächstipps und Argumentationshilfen, um diese Hürde zu überwinden.

[–] [email protected] 25 points 5 months ago (1 children)

Ist super schwierig und ich wäre wahrscheinlich genauso ratlos gewesen. Dennoch müssen wir es schaffen, dass öffentlicher Rassismus wieder peinlich und schambehaftet wird — damit er verschwindet. Das hat mit dem Overton Window zu tun.

Nazis müssen Angst haben als solche erkannt zu werden. Wir müssen der Normalisierung entgegenwirken.

[–] [email protected] 2 points 5 months ago

Ja da bin ich absolut bei dir. Den Tip, andere Leute mit einzubeziehen finde ich sehr gut. Habe keine Erfahrung damit und kann mir vorstellen, dass die meisten Leute eher beschämt weggucken um bloß nicht in irgendwas reingezogen zu werden, aber immer nur weggucken geht ja auch nicht.

[–] [email protected] 22 points 5 months ago* (last edited 5 months ago) (2 children)

Ich teile deine Ratlosigkeit und kenne das Gefühl. Es gibt/gab einen selbsternannten "Nazikiez" in der Nähe meiner ehemaligen Uni. Der wurde zwar in den letzten Jahren kleiner, was aber daran liegt, dass die Hauptfiguren nach Brandenburg abgewandert sind. (Eine Weitere ist glücklicherweise endlich unter der Erde.) Vermutlich, weil ihnen die Stadt und Polizei da nicht so auf den Sack gehen und sie ungestört rumhitlern können.

[–] [email protected] 7 points 5 months ago

Danke, tut gut zu hören, dass ich nicht alleine damit bin. Ich glaube ich weiß, welchen Kiez du meinst. Da haben organisierte Antifa-Arbeit und Gentrifizierung ihr übriges getan. Aber ist schon irgendwie gruselig dass die an den Rändern Berlins immernoch ihr Unwesen treiben und manchmal noch ins Zentrum kommen um ein paar Ausländer, Linke oder LGBTQ zu verkloppen.

[–] [email protected] 4 points 5 months ago (1 children)

TU Dortmund?
Das Pack hat man da echt viel zu lange einfach machen lassen. Ändert sich zum Glück seit einigen Jahren.

Und es war sehr schön zu sehen, dass die Person unter der Erde gerade am Tag der deutschen Einheit einen Abgang gemacht und die Welt zu einem besseren Ort gemacht hat.

[–] [email protected] 4 points 5 months ago* (last edited 5 months ago)

TU Dortmund?

Korrekt.

Und es war sehr schön zu sehen, dass die Person unter der Erde gerade am Tag der deutschen Einheit einen Abgang gemacht und die Welt zu einem besseren Ort gemacht hat.

Schön formuliert.

[–] [email protected] 16 points 5 months ago (1 children)

Ich als ziemlich introvertierte Person denke dann immer: Vielleicht sollte ich mich offener (queer und) antifaschistisch zeigen. Also zB durch Anstecker. Das ist nicht viel, aber vielleicht besser als nichts. Denn es darf nicht passieren, dass Nazi-Positionen normalisiert werden in öffentlichen Räumen, nur weil sie eben sichtbarer (oder hörbarer) sind.

Naja, und eben kollektiv denken. Also bevor du alleine was sagst, und Angst hast, verprügelt zu werden, denke ich hilft es, mal die Situation bei anderen Leuten anzusprechen und Aufmerksamkeit zu schaffen.

[–] [email protected] 3 points 5 months ago (1 children)

Hmm das finde ich eine ziemlich interessante Strategie andere Leute anzusprechen. Darüber hab ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Das werde ich sicherlich mal versuchen, in Berlin ist es manchmal schwierig genügend privilegiert aussehende Menschen in der Bahn zu finden aka weiße Deutsche, wäre für mich irgendwie wichtig gerade die und nicht potentielle Opfer da mit einzubeziehen.

Ich würde aber auch sagen probier es mal aus mit den sichtbaren Zeichen. Ich bin öfters mal mit linken Symbolen unterwegs und in Ostberlin ist das z.B. noch ne andere Geschichte als in ner westdeutschen Stadt, da muss man sich schon Gedanken drüber machen dass man sich dadurch auch zur Zielscheibe machen kann oder ungewollte Aufmerksamkeit erzeugt. Ist ja ein Stück weit auch das Ziel, aber das kann es schon unentspannt machen rauszugehen wenn man nicht dran gewöhnt ist.

[–] [email protected] 4 points 5 months ago

Zum andere Menschen ansprechen ist auch zu sagen: Es muss dabei gar nicht um.ejne Konfrontation gehen, manchmal geht es auch darum einen enorm aufwühlenden (und teilweise gefährlichen) Moment gemeinsam durchzustehen oder sich danach zu supporten.

[–] [email protected] 12 points 5 months ago (1 children)

Nein, bringt euch nicht in Gefahr. Der schlauere Weg ist, dass wir alle gemeinsam dafür sorgen, daß diese Partei wieder unter zehn bis fünf Prozent kommt, so wie es sein sollte.

[–] [email protected] 8 points 5 months ago (1 children)

Das Problem ist leider nicht mehr konkret die Partei sondern dass die Menschen realisiert haben wie viel Support sie in der Breiten Öffentlichkeit haben. Das wird selbst mit einem Verbot nichtmehr weggehen.

[–] [email protected] 7 points 5 months ago

Ja leider das und auch wie nahe die CDU, die Polizei, die Justiz & die Behörden teilweise der AFD stehen.

[–] [email protected] 11 points 5 months ago (1 children)

Ich meine ich bin gut gebaut und habe lange Kampfsport gemacht und habe keine Angst vor ein paar Halbstarken

Sei bitte trotzdem vorsichtig, denn wenn die plötzlich Messer ziehen bringt dir das alles nicht viel.

Ansonsten, das Beste was man als "normaler" Bürger machen kann, ist an (Gegen-)Demos teilzunehmen um den Nazis die Stirn zu bieten

[–] [email protected] 3 points 5 months ago* (last edited 5 months ago)

Sowas ist mir auch immer im Kopf. Oder alleine schon Pfefferspray dann kann ich ja auch nichts mehr machen. Laufe ja nicht bewaffnet rum weil ich im Endeffekt einfach nur mein Leben leben will.

Auf Demos gehe ich, daher mein Dilemma. Das fühlt sich immer richtig und gut an. Ich will solche Menschen nur nicht einfach gewähren lassen, andererseits will ich auch nicht den Helden spielen und mich und andere unnötig in Gefahr bringen.

[–] [email protected] 2 points 5 months ago (2 children)

Mir ist eben einer von diesen ******* in der Ikea Drehtür entgegen gekommen. Er rein, ich raus. Richtiger hässlicher Vogel mit fettem Thorshammer und schwarzer Sonne um den Hals.

Als ich mich endlich entschieden hatte ihn trotz Familienbegleitung zur Rede zu stellen, war er schon in der Masse verschwunden.

Ich ärgere mich seit einer Stunde nicht schneller geschaltet zu haben. 😡 Hoffentlich hat das jemand anders übernommen.

[–] [email protected] 4 points 5 months ago

Danke dir und danke dir auch, dass du dein Erlebnis geteilt hast. Das macht Hoffnung, dass es noch ein paar vernünftige Menschen in diesem Lande gibt. 👊

[–] [email protected] 2 points 5 months ago

Mach dir keinen Kopf, ich kenne das Gefühl zu gut, aber alleine dass du auf sowas achtest und zu diesem Schritt bereit gewesen bist ist doch was gutes. Man kann halt nicht jedes Mal zur Stelle sein und auch nicht jeden Kampf selbst austragen, die nächste Gelegenheit wird traurigerweise ja sowieso kommen.