this post was submitted on 25 Jun 2023
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Noten sind grundsätzlich nicht falsch. Irgendeine Form der Bewertung wird es Am Ende immer geben und das Notensystem liest sich wenigstens einheitlich. Wenn die Alternative so etwas wie ein Arbeitszeugnis wäre, wo doch nur wieder Noten so verklausuliert werden, dass es am Ende missverständlich ist und etwas gut Gemeintes falsch interpretiert wird "Für die Belange der Belegschaft bewies er immer Einfühlungsvermögen" Habe einfach das erste aus der Liste genommen - wer wissen will was ein Personaler da rein liest soll ruhig klicken.... Es ist schon gestört, was manche meinen in die Zeugnisse schreiben zu müssen.... Trotzdem könnte auch jemand die Formulierung nehmen, um eben genau das wörtlich ausdrücken zu wollen, also dass jemand viel Einfühlungsvermögen bewiesen hat...
Noten sind ein Signal, mit dem man seine Leistungsbereitschaft zu einem bestimmten Punkt im Leben zeigen kann. Meine Abschlussnoten interessieren 10 Jahre später nicht mehr sooooo besonders viel. Aber kurz nach dem Schulabschluss konnten sie zeigen, wie gut ich mich auf eine Prüfung vorbereiten kann und haben damit ein Signal abgegeben, wie leistungsbereit ich bin. [Wen das mehr interessiert, der sollte sich mit der Prinzipal-Agent-Theorie nach Michael Spence etwas auseinandersetzen] :-)(https://de.wikipedia.org/wiki/Signaling_(Wirtschaftswissenschaften)#Weitere_Signale)
Das Ganze ist heute nicht mehr so wichtig wie früher. Vor 10 Jahren hat man beim BKA noch einen Notenschnitt von 1.xx gebraucht. Heute steht in der Ausschreibung: "Nicht mehr als eine 4 in den Hauptfächern".... Bei Universitätsabschlüssen wird teilweise ein Beiblatt gegeben, wie die Noten in den entsprechenden Modulen verteilt waren, damit man erkennen kann, dass die 3.0 in dem einen Kurs eher wertig einer 1,5 in einem anderen Kurs (an einer anderen Hochschule) ist. Neben "meine schlechten Noten versauen mir alles", kann auch "die viel zu guten Noten der anderen versauen mir alles" nämlich ganz schön frustrierend sein.
Mein Problem mit Noten ist, dass sie quasi für die Ewigkeit sind. Leute bewerben sich mit Schulzeugnissen die den relativen Stand von vor Jahre, Jahrzehnten zeigen. Womöglich noch mit anderen Lerninhalten und Bewertungsmaßstäben.
Kenne einige Leute bei denen sich die Interessen und das Wissen verschobene haben und die Schulnotenverteilung schon lang nicht mehr reflektieren was sie wo drauf haben, negativ und positiv.
Ich hatte z.B. eine 1 in Physik. Das ist sehr schön, aber ich kann dir heuzutage kaum was über das Allgemeinwissen hinaus davon erzählen.
Du sagst zwar, dass es nach 10 Jahren nicht mehr besodners viel interessiert, aber so mancher will sie immer noch sehen, also haben sie immer noch Relevanz.
Teilweise sind Noten auch extrem von irgendwelchen Schulsystem-Reformen abhängig. Ich hab in Sachsen Abitur gemacht, als sie für zwei oder drei Jahre eingeführt hatten, dass alle Noten in allen Fächern in die Abiturnote einfließen und man nur sehr begrenzt Fächer abwählen durfte. Vorher und nachher konnte man schlechte Semester einfach rauswerfen. Hat dann dazu geführt, dass in diesen drei Jahrgängen niemand eine 1,0 geschafft hat, davor und danach aber immer mehrere Personen.
Ja, sowieso was die Systeme angeht.
Ich war unter 3 im Durchschnitt in Sachsen, das Schlußlicht der Klasse, bin dann nach Hamburg gezogen und plötzlich war ich auf glatten 2en und eine der besseren Schüler. War ein herb krasser Unterschied.
Bei unterschiedlichen Bundesländern wissen die Arbeitgeber aber zumindest, dass das nur ansatzweise vergleichbar ist. Bei einer 3-jährigen Delle bezweifle ich das irgendwie. Glücklicherweise hat sich nie jemand um meine Abiturnote gekümmert, aber wenn man irgendwas mit hohem NC studieren wollte, war das schon ein Problem.
Noten sind aber auch nur Abbildung des ist-Zustandes in den Prüfungen und nehmen die Lebensumstände nicht in Betracht. Meine Abschlussnoten sind eher schlecht. Tja, im letzten Schuljahr war ich leider mehr damit beschäftigt meine Mutter zu versorgen, die im Sterben lag, die Noten bilden also meine Leistungsfähigkeit in keiner Weise ab.