this post was submitted on 13 Feb 2024
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Ich bin relativ fassungslos über diese "och da sollte man mal drüber reden" Mentalität.
Atombomben sind mit Ausnahme der Wasserstoffbombe wohl das schlimmste, was die Menschheit jemals hervorgebracht hat. Viele wissen das nicht, aber die "Effizienz" einer solchen riesigen Bombe ist relativ gering, da der Wirkungsgrad durch die Atmosphäre begrenzt ist. Es ging dabei eigentlich immer nur um den Schreckeffekt, ein PR Gag auf Kosten abertausender Leben.
Also nein, über so einen Scheiß wie nukleares Wettrüsten will ich nicht diskutieren. Es gibt Dinge, die sind einfach falsch und weil andere sie machen, werden sie dadurch nicht besser. Wenn man militärisch was machen will, sollte man über ein Abwehrprogramm sprechen, was aber vermutlich ebenso sicherheitspolitische Makulatur wäre.
Es gibt kein Abwehrsystem für interkontinentale nuklearwaffen.
Ob du Atomwaffen schlimm findest oder nicht, Russland nutzt diese um jegliche Menschenrechte auszuhebeln und kommt damit davon. Droht mit diesen sogar westlichen ländern.
Gerade weil die so schlimm sind, sollten wir welche haben.
Man sieht ganz schön an der Ukraine was passiert, wenn man sie nicht hat.
Ja, ich weiß, so was gibt es leider nicht, war auch nur aus Verzweiflung erwähnt.
Ich kenne die Argumentation sehr gut und weiß auch um deren Popularität und dass das, was ich hier vertrete, gerade nicht angesagt ist. Aber ich bin entschieden dagegen und halte das für einen großen Fehler, diesem Glaubensparadigma, dass man hier gleichziehen muss, zu verfallen.
Laut dieser Definition braucht jedes Land Atomwaffen. Die Ukraine hätte wohl auch einfach in der NATO sein können, und zwar nicht wegen deren geteilter Atomwaffen.
Naja, wenn man Teil eines Verteidigungsbündnis ist, in welchem andere Mitglieder solche Waffen haben, kann man sich den Luxus diese nicht haben zu wollen natürlich erlauben. Den Nutzen der Abschreckung hat man auch so. Ist halt einfach ein bisschen heuchlerisch, wenn man diese kategorisch ablehnt, sich gleichzeitig aber auf andere Länder stützt welche diese haben.
Wären sie in der NATO gewesen, hätten sie keine eigenen Atomwaffen gebraucht. Die Atomwaffen der Verbündeten hätten dann als Abschreckung gereicht. Zumindest so lange wie man auf diese Verbündeten zählen kann. Was bei einem Amerika unter Trump ja eben nicht so sein wird. Wobei man eben wieder bei der Frage ist, ob Europa mehr davon braucht um Russland Einhalt gebieten zu können. Aber das ist grundsätzlich eine komplexe Frage welche schlussendlich immer auf die Vernunft der wenigen Leute setzt welche "am Knopf sitzen".
Und ja, mir ist sehr bewusst, was das Resultat davon wäre, wenn diese Abschreckung fehlschlägt aber leider sehe ich keine wirkliche Lösung Pandora wieder in ihre Box zu stecken. Das Wissen ist da und wird leider nicht mehr weggehen. Länder welche auf diese für ihre Verteidigung setzten davon zu überzeugen alle aufzugeben sehe ich leider auch nicht als sehr realistisch an. Schau dir doch einfach, was Russland sich gerade erlauben kann nur weil sie so Waffen haben. Warum sollte Putin so einen Vorteil für seine geopolitischen Ziele aufgeben?
Theoretisch wäre es wohl besser, wenn diese nie entdeckt wurden, aber ich will mir auch gar nicht vorstellen wie die Geschichte aussehen würde wenn diese nicht entdeckt wurden und sowohl die Russen als auch die Alliierten darüber verfügten. Ein dritter Weltkrieg in Europa wäre leider gar nicht so unwahrscheinlich. Rein objektiv wären wohl aber 10 Weltkriege besser für die Menschheit als ein richtiger Nuklearkrieg.
TL;DR: Ist ein verdammt schwieriges Thema und verdammt viele Arschlöcher in den falschen Machtpositionen machen es leider nicht einfacher.
Edit: Typos
Eine Sache aber einfach aus Prinzip abzulehnen, ist halt zu wenig. Das sollten man lieber Klimaleugnern überlassen, die den Klimawandel "entschieden ablehnen". Oder Impfgegner, oder oder..
Atombomben sind scheiße und am besten wäre eine Welt ohne sie. Aber es ist nicht so, dass da gerade ein "Glaubensparadigma in Mode ist, dem jetzt alle willfährig verfallen", sondern dass man schmerzlich gemerkt hat, dass der vorherige Ansatz nicht zum Ziel führt. Die Ukraine "feiert" nächste Woche das zweijährige Jubiläum der Invasion, nach fast 10 Jahren Scharmützeln bezüglich Krim und Ostukraine.
Wenn du einen Ausweg weißt, wie wir vor atombewaffneten Ländern mit offen imperialen Ambitionen wie Russland unsere Freiheit sichern können, immer her damit. Ich würde mich über eine Alternative freuen.
Edith:
Was meinst du, warum Russland seit den 90ern Länder wie Georgien, Moldawien oder die Ukraine in eingefrorene Konflikte gezwungen hat? Dort weiß man genau, dass einem Land mit aktivem Grenzkonflikt der Weg in die NATO verbaut bleibt und man so diese Länder ganz einfach aus diesem Bündnis raushalten konnte, um in Folge mit ihnen zu verfahren, wie man wollte.
Die Ukraine hatte mal Atomwaffen. Diese hat sie aufgegeben. John Mearsheimer hat 1993 die Annahme getroffen, dass die Ukraine ohne nukleare Abschreckung in der Zukunft Opfer russischer Aggressionen werden würde. In den 20 Jahren bis zur Besetzung der Krim gab es sicherlich mehrere Wege, eine Sicherheitsstruktur zu schaffen, die das verhindert hätte. Diese wurde aber nicht geschaffen. Analog sehen wir jetzt das Russland auf Trump hofft, der regelmäßig gegen die NATO hetzt und auch politisch agiert hat.
Der Vorteil an nuklaerer Abschreckung ist, dass man auch garnicht so viele Raketen braucht. Es müssen nur genug sein, dass der Preis für einen Angriff zu hoch ausfallen würde. Mit ein paar hundert Interkontinentalraketen sollte das möglich sein jeden momentan in Frage kommenden Aggressor von Europa abzuhalten.
Ich bin voll bei dir, dass es scheiße ist, dass wir diese brauchen. Und nukleare Abschreckung darf niemals der Endzustand der diplomatischen Entwicklung sein. Sie muss nur als vorübergehendes Mittel genutzt werden, währenddessen man an einer Sicherheitsstruktur arbeitet, die sie überflüssig macht.
Auch wenn man die nicht will, muss man ja darüber reden.
Gerade weil da viele Beteiligte mit im Spiel sind, müssen die sich darüber austauschen, wie eine gemeinsame Verteidigungspolitik aussieht. Und ob da jetzt Atomwaffen dazu gehören sollen oder nicht muss eigentlich früher oder später ein Thema werden.