this post was submitted on 25 Jun 2023
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DACH - jetzt auf feddit.org

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In Deutschland wird durch unsere Noten gemessen, wie viel wir gelernt haben. Unsere Noten entscheiden dabei über unsere Zukunft: werden wir in die nächste Stufe versetzt? Welche Ausbildungen dürfen wir antreten? Kommen wir das Studium anfangen, welches wir uns wünschen? Welche Jobs bekommen wir?

Dabei zeigen eigene Studien, dass wir diesen Schulnoten nicht ganz vertrauen können. Einige Länder, wie Finnland und Schweden verzichten bereits teilweise auf sie.

Sollen wir weiterhin an "sehr gut", "gut" "befriedigend", "ausreichend", "mangelhaft" und "ungenügend" festhalten? Anders gesagt: brauchen wir Schulnoten noch?

Hier würde mich eure Meinung interessieren. Was sind eure Erfahrungen mit dem Notensystem und wie würdet ihr die momentane Situation ändern, wenn überhaupt?

top 50 comments
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[–] [email protected] 36 points 1 year ago (5 children)

mMn ist das Problem nicht Benotung (irgendwie muss man ja Leistung quantifizieren, um vergleichen zu können), sondern, dass am Ende alles zu einer Note kulminiert und die dann über alles entscheidet.

Ist doch egai, ob ich in Sport und Kunst scheiße bin, wenn ich Chemiker werden will. Meine Chemie Note ist dann relevant.

Ebenso sollten Fächer mMn feiner unterteilt werden. "Deutsch" am Gymnasium hat spätestens zum Schluss nichts mit der Sprache selbst zu tun. "Mathe" deckt ein riesiges Spektrum ab. Wer Algebra braucht aber an Geometrie scheitert, kann das aktuell nicht trennen.

Ergo (mMn): nötig wäre eine feingranularere Benotung und das Aufheben von Barrieren die an irgendwelche Durchschnitte gebunden sind.

Die Welt braucht immer auch Experten. Solang man also in auch nur einem Bereich gut ist, hat man schon einen Karrierepfad. Das sollte nicht künstlich beschränkt werden.

[–] [email protected] 21 points 1 year ago (1 children)

Die Welt braucht immer auch Experten. Solang man also in auch nur einem Bereich gut ist, hat man schon einen Karrierepfad. Das sollte nicht künstlich beschränkt werden.

Da widerspreche ich zu einem Teil. Experten, ja braucht man, aber wir brauchen auch eine gewisse Grundbildung in allem. Um mündiger Bürger zu sein musst du das Geschehen um dich herum einordnen können. Das benötigt ein gewisses Grundwissen über Mathematik, Statistik, Sprachen, Geschichte, Gesellschaft, Philosophie, Psychologie, Technik, Informatik, Physik, Chemie und eigentlich alles andere...

Ich finde nicht dass das einzige Ziel eine "Karriere" sein sollte.

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

So die Theorie, die zu unserem Schulsystem führt(e). Aber praktisch fallen genug Menschen durch dieses Raster (mal grob gesagt die ganze "Unterschicht", aus unterschiedlichsten Gründen). Die sind aber - egal in welcher wirtschaftlichen Lage sie sind - trotzdem mündige Bürger. Mit dem aktuellen System (wozu mehr als nur die Benotung zählt), hast du vielen davon einfach eine Perspektive verbaut und gleichzeitig noch die Schuld dafür zugeschoben (also nicht du persönlich, sondern das System).

Leute, die nur begrenzte Fähigkeiten haben, werden aktuell einfach aussortiert. Obwohl das System für sie ebenfalls eine Perspektive aufzeigen können sollte.

Einfach zu wissen, wo die Stärken liegen und was man damit machen kann, wäre soviel mehr wert als gesagt zu bekommen "sorry, aus dir wird nix".

[–] [email protected] 6 points 1 year ago (2 children)

Nicht Theorie, sondern das Ideal unseres derzeitigen Schulsystems. An dem möchte ich nichts ändern da es ein integraler Bestandteil unserer Demokratie ist.

Die Umsetzung ist aber noch aus dem letzten Jahrhundert. Und da sehe ich das große Problem. Meine Beobachtung ist das Kinder neugierig und interessiert sind wenn sie in die Schule kommen und demotiviert wenn sie damit fertig sind...das kann's doch nicht sein. Wenn du ein paar Mal in deiner Schullaufbahn Pech mit Lehrern hattest, wird dein Leben schnell "ruiniert". Ich will dass das Schulsystem bei der Lösung der Probleme zB "begrenzte fähigkeiten" hilft und nicht verschlimmert. Eine Klassifizierung sehe ich da als den falschen Ansatz.

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[–] [email protected] 14 points 1 year ago (1 children)

Ergänzend hierzu: Diese Noten müssen dann auch so objektiv wie möglich sein. Die "mündliche Note" steht der Objektivität massiv entgegen. Manche Schüler sind vielleicht schriftlich nicht so gut, denen könnte man dann aber anstelle einer Arbeit anbieten eine Präsentation zu halten.

Solange mündliche Noten aber sind, wie sie sind, bekommen auch weiterhin Schüler von gewissen schlechten Lehrern alleine für ihr bei Geburt zugewiesenes Geschlecht bestimmte Noten - ja, ich hatte so einen. Der hat das sogar offen zugegen. Gejuckt hat es niemanden, waren ja gute Noten und selbst der größte Störenfried bekam immer noch ne 4. Grund? "Man kann doch niemanden wegen einem Nebenfach sitzen bleiben lassen."

So eine (in weniger starken Ausmaß gewollte) Willkür pervertiert aber die komplette Notengebung und befreit sie von jeglichem Sinn: War x mit der 2 jetzt einfach gut oder ist da bei der Bewertung viel Spielraum genutzt worden? Und ja die Objektivierung heißt halt auch, dass da mehr Personal an die Schulen muss. Selbst wenn es nur gute Lehrer gäbe würden die das alleine mit ihrer aktuellen Anzahl nicht schaffen, weil die einfach zu viel haben, worum sie sich kümmern müssen.

[–] [email protected] 8 points 1 year ago (1 children)

Manche Schüler sind vielleicht schriftlich nicht so gut, denen könnte man dann aber anstelle einer Arbeit anbieten eine Präsentation zu halten.

Eben. Man kann nicht früh genug lernen, sich durch Leben zu bullshitten. 👆

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (5 children)

Man mag es kaum glauben, aber auch Präsentationen lassen sich bzgl. Inhalt bewerten. Eine inhaltlich richtig gute Präsentation ist allerdings gern mal aufwändiger als einfach ein schriftlicher Test. Das bullshitten bekommt man so oder so leider eh nicht tot und das ist auch nicht auf Präsentationen begrenzt sondern geht in schriftlichen Arbeiten ganz genau so gut...

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[–] [email protected] 13 points 1 year ago (1 children)

Es würde, denke ich, schon reichen einfach eine entsprechende Aufnahmeprüfung für die Studiengänge zu machen in Verbindung mit einem "Fachschnuppertag".

Ich habe Chemie nicht studiert, weil jeder gesagt hat, dass man gut in Mathe sein muss. Dass es aber Aufbaukurse und Übungen gibt hatte man mir, dem Arbeiterkind, nie erzählt. Auch der Uni-Tag hat nicht viel gebracht in der Hinsicht.

[–] [email protected] 6 points 1 year ago (1 children)

Für Chemie ist "gut in Mathe" auch relativ. In der Regel gibt es eigene Kurse nur für angehende Chemiker.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (1 children)

Japp, leider wurde das auch am Uni-Tag nicht kommuniziert.. :'D

Deshalb wäre so eine Eingangsprüfung vielleicht nicht schlecht, kann man besser einschätzen vielleicht:)

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (2 children)

Achso. Krass. Denke aber, eine Eingangsprüfung würde da ggf nicht soviel bringen, es kommt ja kaum darauf an, wieviel man bei Studienbeginn weiß, sondern ob man es im Studium lernen kann. Ein Test, der sowas abbildet wäre schon eine Aufgabe.

Alternativ wäre ein System wie in den Staaten eine Option: Man startet mit Kursen aus sehr vielen Fächern, bevor man sich festlegt. Nachteil: Die haben gewissermaßen die Oberstufe da rein ausgelagert...

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[–] [email protected] 4 points 1 year ago

mMn ist das Problem nicht Benotung (irgendwie muss man ja Leistung quantifizieren, um vergleichen zu können)

Ein Problem mit Schulnoten ist, dass Noten zwar den Anschein der Vergleichbarkeit erwecken, aber eigentlich kaum vergleichbar sind:

  • Es gibt 16 verschiedene Schulsysteme in Deutschland und die Vergleichbarkeit zwischen diesen Systemen ist nur bedingt gegeben.

  • Es gibt immer mal wieder Abschlussprüfungen, die auffällig leicht oder auffällig schwer sind. Also sind selbst Noten aus dem gleichen Bundesland eigentlich nur im gleichen Jahrgang vergleichbar.

  • Selbst wenn man versucht diese beiden Faktoren auszugleichen (was ja mit statistischen Methoden möglich sein sollte), bleibt der Faktor Mensch. Viel hängt einfach vom Lehrer und vom Verhältnis des Schülers mit dem Lehrer ab.

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[–] [email protected] 29 points 1 year ago (1 children)

Ich finde eine Diskussion über Noten kann man schwer führen ohne über das ganze Bildungs-/Schulsystem zu sprechen.

Was möchten wir denn erreichen? Arbeitsfähigkeit herstellen? Allgemeinbildung? Mündige Bürger? Aufbewahrungsort für Kinder?

Wollen wir beim lernen unterstützen oder etwas vorgegebenes lernen lassen?

Für interessierte würde ich Mal das hier da lassen: https://perspective-daily.de/article/715-ist-diese-schule-in-den-niederlanden-nur-eine-verrueckte-paedagogen-idee/LwMNum1W Agora Schulsystem, so in etwa Stelle ich mir Schule vor und Noten spielen da eine untergeordnete Rolle.

[–] [email protected] 13 points 1 year ago

Stimme völlig zu.

Unsere Schulsysteme im DACH-Raum sind nicht auf die Zukunft ausgelegt sondern bilden die Kinder für die heutige (oder sogar für die vergangene) Arbeitswelt aus. Vermutlich werden aber überfachliche Kompetenzen wie Kreativität, Problemlösefähigkeit, etc. immer wichtiger. Genau diese Fähigkeiten werden aber weniger stark gefördert, als fachliche.

Spannenderweise sind Noten auch praktisch nie objektiv, egal wie viel Mühe man sich gibt, objektiv Noten zu geben.

[–] [email protected] 17 points 1 year ago (1 children)

Ich glaube es ist deutlich wichtiger, Leuten auch später höhere Bildungsabschlüsse zu ergmöglichen und die NC-Regeln weiter aufzuweichen.
Ein eindeutiges Bewertungssystem in der Schule ist aber notwendig.

[–] [email protected] 6 points 1 year ago (1 children)

Das sollte ganz oben stehen. Viele Menschen und Politiker haben keine Vorstellung davon, wie bürokratisch der zweite Bildungsweg in Deutschland ist.

Du willst mit Mitte dreißig auch nur deinen Hauptschulabschluss nachholen? Dann viel Erfolg bei der Beschaffung beglaubigter Abschriften deiner bisherigen Schulzeugnisse, die in den Bundesländern Voraussetzung für die Prüfungszulassung sind. Mit höheren Abschlüssen will man da gar nicht erst anfangen.

Anderswo meldest du dich einfach an einer passenden Schule an, bezahlst die Gebühren, das war's. Oder du schreibst dich gleich für ein Studium an speziellen Hochschulen wie der Open Universiteit (NL) oder auch ganz regulären Universitäten (Irland) ein. Dort gibt es dann eventuell noch einen Aufnahmetest, ansonsten sehen die formalen Voraussetzungen für Bachelor-Fernstudiengänge (oder andere Undergraduate-Programme) so aus:

Applicants aged over 23 years on January 1st in the year of entry are eligible for admission to the programme and are automatically granted a place subject to submission of an application form and deposit.

Die Liste mit Beispielen lässt sich natürlich fortsetzen.

Zu den Noten selbst: Irgendeine Bewertung und darauf aufbauende Selektion wird es leider immer geben. Wenn wirklich jeder diese Bewertung (seien es Noten oder was auch immer) später im Leben verbessern könnte (und zwar unabhängig vom bisherigen Lebensweg), wäre schon viel gewonnen.

Wo sind eigentlich die selbsterklärten Entbürokratisierer von der FDP, wenn man sie mal braucht?

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Ich bin zwar davon selbst (noch) nicht betroffen, würde mir aber Wünschen, dass jede erwachsene Person pro Semester ein VHS-Budget hat, dass sie abrufen können. Weiterbildung sollte von der Regierung deutlich gefördert werden.

[–] [email protected] 14 points 1 year ago (1 children)

Wie ich die Situation ändern würde, darüber möchte ich nicht spekulieren, weil ich dazu einfach nicht in der Lage bin. Das sollen Leute machen, die da mehr Wissen und Einblick haben. Das ware jetzt so, als würde ich versuchen der Nationalelf zu erklären, wie sie besser Fußball spielt und dabei habe ich wirklich null Ahnung von und null Interesse für Fußball. Aber ich stimme zu, das Noten nicht unbedingt etwas aussagen müssen.

Ich denke Benotung ist nur die Feststellung des Momentanen Lernforschritts bzw. der aktuellen Motivation. Das ist eine Momentaufnahmen, die aber meiner Ansicht nach nichts darüber aussagen muss, wie lernfähig oder lernbegierig die benotete Person grundsätzlich ist oder zukünftig sein wird. Viel hängt auch vom Lehrer ab und natürlich vom Thema. Ich könnte jetzt weeeit ausholen, aber versuche mich kurz zu fassen.

Als ich zur Schule ging, gab es noch die Orientierungsstufe. Da sagte man mir nach der sechsten Klasse, ich sollte lieber auf dir Hauptschule gehen. Wonach wurde es bewertet? Nach meinen Noten. Die sind in der sechsten Klasse schlagartig abgeschmiert, ich wurde wirklich zu einer ganz faulen Sau, wenn man das so sagen kann. Mein Interesse galt damals einzig und alleine Computern, alles andere war mir egal. Meine Mutter war aber der Ansicht, dass ich auf die Realschule gehen sollte und die Einschätzung des Klassenlehrers falsch sei. Das machte ich dann auch.

  1. Klasse war OK, 8. Klasse auch, in der 9. Bin ich gerade so mit zwei blauen Augen (zwei Fünfen) durchgekommen und das Abschlussjahr der 10. Klasse war so lala. Meine Probleme waren: Religion, Mathe, Biologie, Politik und Deutsch. In Religion bin ich aufgrund meiner Einstellung zum Thema oft angeeckt und die restlichen Fächer waren typische Fünfer-Fächer bei mir, wo ich froh war, wenn ich es irgendwie auf auf die Vier geschafft habe. Ich empfand die Fächer als trocken und langweilig. Vor allem Politik fand ich uuuunglaublich trocken und langweilig! Mein Werdegang nach der Realschule war auch recht chaotisch: ein Jahr Höhere Handelsschule und ein Jahr Praktikum.

Danach folgte eine schulische Ausbildung im IT-Bereich. Ich habe fast nie gelernt und hatte am Ende doch einen Schnitt von etwas über 2. Hier stellte ich dann plötzlich fest, wie spannend Politik ist. Der Lehrer war wirklich der Hammer! Ich habe ihm Jahre danach noch eine Dankeschön-Mail geschickt, auch wenn er sich nicht mehr an mich erinnern konnte. Aber er hat es geschafft die Leute zu motivieren. Da habe ich dann auch den schulischen Teil meiner Fachhochschulreife gemacht und in einem anschließendem Praktikum den praktischen Teil.

Danach habe ich an einer FH studiert. Nach dem Studium war ich nicht ganz sechs Monate arbeitslos und seit dem arbeite ich durchgehend.

Das war ein Werdegang, mit dem hätte ich damals – in der OS – nie gerechnet.

Auf der anderen Seite hatte ich Freunde, die auf dem Gymnasium waren gutes Abitur gemacht haben und zwei davon sind heute Langzeitarbeitslose, weil in ihrem Leben einige Dinge zusammen kamen, die sie nicht so gut verkraften konnten. Und was ich festgestellt habe: Ich hatte sehr oft Arbeitskollegen, die nicht studiert und "nur" eine Ausbildung gemacht haben, die aber fachlich mir deutlich überlegen waren/sind.

Jetzt tun mor dir Daumen weh. Etwaige Fehler dürft ihr behalten, wenn ihr welche findet. :)

[–] [email protected] 7 points 1 year ago (3 children)

Danke, Ich finde bei dir sieht man eine Geschichte die ich schon oft gehört habe und auch selbst so erlebt:

Es liegt an dem Lehrer. Es gibt gute und schlechte sowie "vom Stil zu einem passende" oder "unpassende" Lehrer. Und von denen hängt sehr viel ab. Und genau das ist die Krux an unserem Schulsystem. Das was einen riesigen Einfluß auf das Lernen hat ist nicht veränderbar.

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[–] [email protected] 14 points 1 year ago (2 children)

Noten sind grundsätzlich nicht falsch. Irgendeine Form der Bewertung wird es Am Ende immer geben und das Notensystem liest sich wenigstens einheitlich. Wenn die Alternative so etwas wie ein Arbeitszeugnis wäre, wo doch nur wieder Noten so verklausuliert werden, dass es am Ende missverständlich ist und etwas gut Gemeintes falsch interpretiert wird "Für die Belange der Belegschaft bewies er immer Einfühlungsvermögen" Habe einfach das erste aus der Liste genommen - wer wissen will was ein Personaler da rein liest soll ruhig klicken.... Es ist schon gestört, was manche meinen in die Zeugnisse schreiben zu müssen.... Trotzdem könnte auch jemand die Formulierung nehmen, um eben genau das wörtlich ausdrücken zu wollen, also dass jemand viel Einfühlungsvermögen bewiesen hat...

Noten sind ein Signal, mit dem man seine Leistungsbereitschaft zu einem bestimmten Punkt im Leben zeigen kann. Meine Abschlussnoten interessieren 10 Jahre später nicht mehr sooooo besonders viel. Aber kurz nach dem Schulabschluss konnten sie zeigen, wie gut ich mich auf eine Prüfung vorbereiten kann und haben damit ein Signal abgegeben, wie leistungsbereit ich bin. [Wen das mehr interessiert, der sollte sich mit der Prinzipal-Agent-Theorie nach Michael Spence etwas auseinandersetzen] :-)(https://de.wikipedia.org/wiki/Signaling_(Wirtschaftswissenschaften)#Weitere_Signale)

Das Ganze ist heute nicht mehr so wichtig wie früher. Vor 10 Jahren hat man beim BKA noch einen Notenschnitt von 1.xx gebraucht. Heute steht in der Ausschreibung: "Nicht mehr als eine 4 in den Hauptfächern".... Bei Universitätsabschlüssen wird teilweise ein Beiblatt gegeben, wie die Noten in den entsprechenden Modulen verteilt waren, damit man erkennen kann, dass die 3.0 in dem einen Kurs eher wertig einer 1,5 in einem anderen Kurs (an einer anderen Hochschule) ist. Neben "meine schlechten Noten versauen mir alles", kann auch "die viel zu guten Noten der anderen versauen mir alles" nämlich ganz schön frustrierend sein.

[–] [email protected] 7 points 1 year ago (1 children)

Mein Problem mit Noten ist, dass sie quasi für die Ewigkeit sind. Leute bewerben sich mit Schulzeugnissen die den relativen Stand von vor Jahre, Jahrzehnten zeigen. Womöglich noch mit anderen Lerninhalten und Bewertungsmaßstäben.

Kenne einige Leute bei denen sich die Interessen und das Wissen verschobene haben und die Schulnotenverteilung schon lang nicht mehr reflektieren was sie wo drauf haben, negativ und positiv.

Ich hatte z.B. eine 1 in Physik. Das ist sehr schön, aber ich kann dir heuzutage kaum was über das Allgemeinwissen hinaus davon erzählen.

Du sagst zwar, dass es nach 10 Jahren nicht mehr besodners viel interessiert, aber so mancher will sie immer noch sehen, also haben sie immer noch Relevanz.

[–] [email protected] 6 points 1 year ago (1 children)

Teilweise sind Noten auch extrem von irgendwelchen Schulsystem-Reformen abhängig. Ich hab in Sachsen Abitur gemacht, als sie für zwei oder drei Jahre eingeführt hatten, dass alle Noten in allen Fächern in die Abiturnote einfließen und man nur sehr begrenzt Fächer abwählen durfte. Vorher und nachher konnte man schlechte Semester einfach rauswerfen. Hat dann dazu geführt, dass in diesen drei Jahrgängen niemand eine 1,0 geschafft hat, davor und danach aber immer mehrere Personen.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (1 children)

Ja, sowieso was die Systeme angeht.

Ich war unter 3 im Durchschnitt in Sachsen, das Schlußlicht der Klasse, bin dann nach Hamburg gezogen und plötzlich war ich auf glatten 2en und eine der besseren Schüler. War ein herb krasser Unterschied.

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[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Noten sind aber auch nur Abbildung des ist-Zustandes in den Prüfungen und nehmen die Lebensumstände nicht in Betracht. Meine Abschlussnoten sind eher schlecht. Tja, im letzten Schuljahr war ich leider mehr damit beschäftigt meine Mutter zu versorgen, die im Sterben lag, die Noten bilden also meine Leistungsfähigkeit in keiner Weise ab.

[–] [email protected] 13 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (5 children)

Meiner Erfahrung nach haben Lehrer zu viel Spielraum darüber, wir benotet wird. Keine einheitlichen Tests, welche vorgeben wie benotet wird, haben oft dazu geführt, dass Lehrerinnen den Schülerinnen, welche sie mehr mochten, bessere Noten bei schlechterer Leistung gegeben haben.

Eine mögliche Lösung hierzu wären standardisierte deutschlandweite Tests.

Außerdem ist es momentan stets möglich, eine Lehrkraft zu erwischen, welche einfach nicht gut erklären kann. Standardisierte Lehrmittel, wie beispielsweise eine gemeinsame Lehrplatform im Internet, könnten hier Abhilfe schaffen.

Edit: meine Erfahrung spielt größtenteils daraus, dass ich in Mathe immer eine 5 hatte. Nachdem ich nun meinen Bachelor in Mathematik in Regelstudienzeit geschafft habe, denke ich, dass oft einfach nicht vergleichbar genug korrigiert wurde.

[–] [email protected] 10 points 1 year ago (4 children)

Bedenke, dass "Mathematik" in der Schule im Wesentlichen "Rechnen" ist und mit Mathematik im eigentlichen Sinn oft nicht viel zu tun hat.

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[–] [email protected] 7 points 1 year ago (1 children)

Du hattest in Mathe immer eine 5 und hast dich entschieden das zu studieren, wie kam es denn dazu? Interessiert mich wirklich.

[–] [email protected] 9 points 1 year ago

Er/Sie hat sich da die besten Chancen ausgerechnet.

[–] [email protected] 5 points 1 year ago (1 children)

Ich glaube, mehr standardisierte Lehrmittel und Tests wären eine schlechte Idee. Zum einen schrenken diese die Lehrfreiheit der Lehrpersonen ein, zum anderen würden so vor allem die Schülerinnen und Schüler profitieren, denen solche standardisierten Tests und genau das Lehrmittel entgegenkommen.
Dummerweise sind alle Schülerinnen und Schüler anders und lernen unterschiedlich. Entsprechend muss man als Lehrperson auf diese Bedürfnisse eingehen, was bei vorgegebenen Lehrmitteln und Tests schwieriger wird. Um also alle Schülerinnen und Schüler zu fördern, sind aus meiner Sicht solche Tests und Lehrmittel nicht geeignet.

Spannenderweise gibt es in der Schweiz die Swisscom, die mittlerweile beim Anstellen von Lehrlingen Noten völlig ignoriert und stattdessen ausführlichere Vorstellungsgespräche macht. Ich glaube daher, dass in Zukunft Noten immer weniger relevant sind. Der Grund warum sie noch lange da sein werden, ist, dass die Menschen so sehr daran gewöhnt sind und das Gefühl haben, dass ihne Noten nichts mehr funktioniert.

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[–] [email protected] 3 points 1 year ago (2 children)

OT, aber: wenn du gendern willst musst du vor den stern einen backslash setzen, da er sonst als markdown Syntax interpretiert wird. Also \* so

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[–] [email protected] 11 points 1 year ago (1 children)

Schulnoten hängen stark vom Lehrer ab. Über die Zukunft von Schülern auf Basis der Qualifikation der zugewiesenen Lehrer zu entscheiden empfinde ich als stark ungerecht.

Story time: In unserer lokalen (ziemlich kleinen) Grundschule gibt es z.B. eine 2-Jährige Oszillation der Übertrittquoten in Gymnasium/Realschule. 2 Jahre ist sie höher, 2 Jahre ist sie niedriger. Klassenleiter haben jeweils 1/2 und 3/4 Klasse. Der Wechsel von hoch auf niedrig auf hoch ist also genau auf einzelne Lehrer zurückführbar.

Das geht schon seit ca. 10 Jahren so. Wird alles abgestritten, schön geredet, ignoriert.

[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

Kann man da denn etwas gegen machen? Eine unabhängige Instanz, bei der man solche Fälle melden könnte, wäre wichtig.

[–] [email protected] 5 points 1 year ago

Bevor du dort wirklich etwas entscheiden kannst, musst du erstmal herausfinden, wie viele der Gymnasiumstarken Jahrgänge runterwechseln und wie viele aus den gymschwachen Jahrgängen am Ende (Fach)Abi machen. Scheint jahr lange genug so zu laufen, sodass diese Datenerhebung möglich wäre.

Bei uns war es etwas anders, aus den Stadtschulen sind deutlich mehr aufs Gym als von den ländlicheren Grundschulen, was später aber dazu führte, dass auch mehr in die Realschule runtergewechselt sind.

In meinem Gymnasium (Bayern) mussten sich Lehrer rechtfertigen, wenn ihr Schnitt deutlich unter dem Durchschnitt anderer Klassen liegt und Schulaufgaben werden ohnehin von den Fachschaftsleitenden grob nachkorrigiert.

[–] [email protected] 6 points 1 year ago (1 children)

Im Endeffekt messen Schulnoten nicht was ich kann, sondern was ich nicht kann. Dass ich in Mathe 11. Klasse ne 4 hatte braucht keiner zu wissen, weil ich es im Beruf nicht brauche. Trotzdem taucht es im Durchschnitt auf, der mich berechtigt etwas zu studieren, was wiederum nichts mit Mathe 11. Klasse zu tun hat.

[–] [email protected] 14 points 1 year ago

Ich finde Mathe ist durchaus noch unter den sinnvolleren Fächern, da mit Mathe ja abstraktes Denkvermögen geschult wird, was man wiederum in sehr vielen Berufen braucht. Da finde ich z.B. Sport noch viel schlimmer. Das war mein schlechtestes Abiturfach, ich habe es gehasst und es war immer das Fach, wo Nerds und dicke Kinder ausgegrenzt und gemobbt wurden, teilweise mit Billigung der Lehrer. Zum Glück war ich nur Nerd, aber etliche meiner Schulfreunde waren Nerds und Dick.

[–] [email protected] 4 points 1 year ago

Ich bringe Mal einen Gedanken dazu weil hier standardisierte Tests so hochgehalten werden. Seid ihr euch im Klaren darüber dass ein solcher Test auch wenig positiven Spielraum lässt?

Ich habe auch mit Lehrern zu tun und erlebe, dass viele wohlwollend sind und sich bemühen die Kinder nicht überzubewerten. Bei einem standardisierten Test fällt eine wohlwollende Entscheidung des Lehrer heraus. Im Zweifel bleibt man dann sitzen oder hat keinen Abschluss.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Hat Janfox schon lemmy entdeckt?

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (1 children)

Überschrift und Inhalt Diskrepanz!

"warum schulnoten fast nichts bringen."

vs

"diesen Schulnoten nicht ganz vertrauen können."

Der Autor muss mal zu Schule.

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Der Titel dieses Beitrags ist der Titel des Videos auf YouTube.

Außerdem sind beide Aussagen bei hinreichender Interpretation ähnlich auslegbar.

Ich denke, dass dein letzter Kommentar das Diskussionsklima verschlechtert. Auf wen bezieht sich "Der Autor"? Auf mich, oder auf den Hersteller des Videos? Wenn man schulnoten nicht ganz vertrauen kann, in wir fern bringen sie dann etwas? Analog, wenn schulnoten fast nichts bringen, schließt dies je nach Auslegung ein, dass man diesen nicht vertrauen kann.

Was ich hiermit verständlich machen möchte ist, wenn X Y impliziert und Y X impliziert, so sind per Definition X und Y äquivalente Aussagen ("genau dann, wenn"-Aussagen). Somit ist dein Argument (bis auf die hinreichender Auslegung), dass diese Titel nicht äquivalent sind, nichtig.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago (11 children)

Hauptschüler hier, immer schlechte Noten gehabt, unpopuläre Opinion vielleicht an der Stelle auch: Noten sind halt ein ungefährer Gradmesser darüber, ob Jemand sich fokussieren und lernen, ob er sich im gegebenen System einfinden und funktionieren kann. Dafür sind sie auch zweckmäßig. Wer in seiner Schullaufbahn durchgehend nur schlechte Noten hatte, ist doch im Grunde später im Berufsleben tendenziell auch nicht brauchbar, gerade weil sich in der Persönlichkeitsstruktur vieles früh konstituiert. Andersrum genauso. Man könnte das System vielleicht ein wenig abspecken. Warum 6 Notenstufen, wenn doch im Grunde 3 ausreichen?

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (2 children)

Ich bin jetzt 26 und schon paar Jahre aus der Schule raus. Nach einer Ausbildung fang ich jetzt noch an zu studieren. Inwiefern sagt mein Schulzeugnis noch was über mich aus?

Ich den Jahren entwickelt man sich weiter und lernt noch viel. Ich hab auch z. B. erst letztes Jahr ne ADHS Diagnose bekommen. Behandelt wäre meine Schulzeit mutmaßlich anders verlaufen. Mein Lernverhalten jetzt und in der Ausbildung hat nichts mit dem in der Schule zu tun.

Nur weil ich mit dem System der Schule nicht gut umgehen konnte oder halt nicht die gewünschte Leistung erbracht hab heißt es ja nicht, dass ich jetzt schlecht in meinem Beruf bin. Andersrum kannst du auch mit Glanznoten im Arbeitsleben untergehen.

Grundsätzlich ist es trotzdem notwendig irgendwie zu bewerten.

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